Was können wir heute nicht für Sie tun?

Es gibt viele verschiedene Ausformungen des Berufsbildes „Webdesigner“. Doch hin und wieder packt mich das Grauen. Ich kenne sie nicht unbedingt persönlich, aber ich bekomme mit fast jedem Kundengespräch ein klareres Bild von Ihnen: Die Blender, Quacksalber, die sich hinter großen, unverständlichen Worten verstecken und am Ende doch nur eins sagen: Das geht nicht.

Geht nicht: Virenfreie Website

Da war dieser Kunde, dem das Unglück widerfuhr, dass seine teuer von einer Agentur aufgesetzt Website mit Open Source CMS durch eine recht populäre Sicherheitslücke infiziert wurde. Kommt vor, ist kein Beinbruch. Man reinigte Server und Installation von geschädigtem Code und hoffte das beste. Was natürlich nicht reichte, denn die - gut dokumentierte und bekannte - Lücke wurde offensichtlich nicht geschlossen.

Einen zweiten Anlauf wagte die teure Agentur nicht. Die Antwort an den Kunden: es sei schlicht nicht möglich, die Seite von dem Virus zu befreien. Jetzt ziert die Domain ein „Wir bauen gerade um“-Schild. Vermutlich tummelt sich der Schädlingscode immer noch auf dem Server.

Geht gar nicht: Website ohne CMS

Da war dieser Dienstleister, von dem ich Zugangsdaten zum Server seiner ehemaligen Kundin erfragen musste. Natürlich nicht die angenehmste Begegnung, so schwingt doch immer ein wenig Futterneid mit. Als er mich dann aber fragte, welches CMS ich denn für die neue Website - die übrigens aus etwa 5 unveränderlichen HTML-Seiten bestehen sollte - einsetzte, stutzte ich. CMS? Für die paar Seiten tut's das gute alte HTML doch auch. Mein Gesprächspartner war entsetzt. Wie ich denn kein CMS einsetzen wollen würde. Auf meine Nachfrage, warum das denn so wichtig sei, kam die Antwort: „Na, das ist schneller, und ich sag auch mal, äh, professioneller und sicherer und das macht man heute nicht mehr ohne“. Das erzählt er wohl auch seinen Kunden.

Liebe Kunden, lasst euch nicht verhohnepipeln

Natürlich ist eine Website virenfrei zu kriegen und zu halten und selbstredend macht kein CMS der Welt eine Website professioneller oder besser. Wenn ich solche Geschichten erzählt bekomme, klingt eine Erkenntnis erschütternd auffällig durch: Die Kunden haben das Märchen geschluckt, obwohl - oder vielleicht weil - sie es nicht verstanden. Doch dass daran irgendwas nicht koscher war, schien man bereits gespürt zu haben.

Diese beiden Stories stehen stellvertretend für viele Fetzen in vielen Gesprächen über vorige Dienstleister, bei denen ich einfach nur den Kopf schüttelte und mich fragte, inwieweit hier der Begriff „Dienstleister“ überhaupt noch angebracht ist. Es ist nicht nur, dass oft handwerklich schlecht gearbeitet, technisch und konzeptionell unzureichender Stuss erzählt wird - ich frage mich ernsthaft, wie ein Dienstleister sagen kann „das geht leider nicht“.

Natürlich geht es. Und zwar alles.

Alles, war wir in diesem großen, weltweiten, bunten und stellenweise sogar frei verfügbarem Netz sehen, ist möglich. Und mehr. Es werden ganze Anwendungen, ja aufwändige Spiele für Browser und ähnliche Geräte geschrieben und verwendet. Und damit meine ich nicht die aussterbenden Flash-Applikationen.

Natürlich gilt es immer, Kundenwünsche abzuwägen, Pros und Contras zu erläutern. Im besten Fall setzt man die bestmögliche Variante davon um, im schlimmsten lehnt man den Vorschlag entschieden ab (aus Gründen) oder erläutert den Aufwand, der möglicherweise nicht mehr im Budget ist. Aber bitte, bitte, man sage nicht, das ginge nicht.

Kunden aus der Hölle und das (für mich) neue Anfragen aus der Hölle bräuchten vielleicht ein weiteres Geschwisterchen - „Dienstleister aus der Hölle“ - damit das oben erwähnte Kopfschütteln auch nachhaltig in ein Schmunzeln (oder lautes Lachen) verwandelt werden kann.