Wer braucht schon code?

Es heißt, viele Wege führen nach Rom. Es heißt auch, man solle Artikel nie mit abgedroschenen Analogien beginnen. Stimmt beides. Doch zum Thema: es ist einfach faszinierend, wie sehr sich Entwickler und Designer ins Zeug legen, um die Erstellung von Webseiten und -applikationen auf ein neues Niveau zu bekommen. Fast und teilweise gänzlich ohne Coding - oder zumindest mit der Option dazu.

Homepagebaukästen gibt es wie Sand am Meer. Jeder zweitklassige Hoster bietet ihn in seinem Paket an. Und natürlich bietet die allround-Lösung Wordpress eine schier endlose Kaskade an Themes und Funktionen.

Doch es gibt noch eine weitere Kategorie Tools, die den Spagat zwischen größtmöglicher Anpassung - beinahe völlig freier Entwicklung und Gestaltung - und simpler Bedienoberfläche versuchen. Vielleicht können diese Werkzeuge (noch) keinen spezialisierten Webentwickler ablösen. Aber für's Prototyping, welches redundante Arbeit vermeidet, gab es wohl kaum eine bessere Zeit als 2014.

Website-Builder - Design-Coding für das moderne Web

Macaw

„Stop writing code, start drawing it“. Kostet aber bisschen was und läuft als OSX-Software. Dennoch immer noch günstiger als die stiefmütterlich gepflegten Dreamweaver dieser Welt. http://macaw.co/

Webflow

Macaw nicht unähnlich und ein multifunktionales Werkzeug, sowohl für Designer als auch für Entwickler, allerdings läuft alles im Browser (Yeah!). https://webflow.com/

Froont

„Responsive Webdesign, the visual way“. Drag & Drop, Design-Overfläche und das ganze für responsive Webseiten? Starkes Thema. Kostenlos und als Web-Applikation auf http://froont.com/.

Rukzuk

Sauber auch auf deutsch übersetzte Software und vielversprechender Kandidat, der eine klare Trennung von Inhalt und Layout vornimmt und auch weiterhin Funktionen und Darstellung sehr modular aufbaut. Mit einer großen Bibliothek, die viel Wert auf Semantik legt und sogar eigene Modulentwicklung inkl. PHP- und JS-Apis anbietet, ist das Teilchen womöglich mächtiger als die meisten Mitbewerber, aber auch nicht kostenlos. http://rukzuk.io

Easel

Schließt sich dem Ansatz und der Oberfläche von Froont und Webflow an. Unterschiede liegen wohl im Detail.
https://www.easel.io

Squarespace

Anpassbare Stangenware: Ein System, was eher auf Templates setzt als auf einen komplett „nackten“ Start, dafür aber zahlreiche Tools zur Anpassung anbietet. http://www.squarespace.com/

Voog

Drag & Drop in fix: ohne viel Hürden geht's hier hoppla-hopp zur Website. Vornerum bedient es sich wie Squarespace, doch sämtliche Templates und Vorlagen sind auf Code-Basis im Browser anpassbar. Spannend auch für Entwickler, die einen Hybrid aus CMS und Layout-Tool für ihre Kunden á la SaaS bieten möchten. Spaßig: original englische Texte des Interfaces sind zum Teil automatisch übersetzt („assets” werden „Vermögenswerte“. Hihi.) http://www.voog.com/

IMCreator

Viel Drag and Drop und schon etwas länger auf dem Markt - komplett kostenlos und wie auch Froont und Webflow im Browser bedienbar. http://www.imcreator.com/

Thinking Tags

Ein Projekt, enstanden aus dem YAML-Framework und -Builder von Dirk Jesse, das eher nach einem What-you-see-is-what-you-mean-Editor für Weblayouts aussieht. Vielversprechend. Online-App. http://www.thinkintags.com/

Adobe Reflow

Offensichtlich macht man sich endlich ein paar mehr Gedanken zum Thema Web als mit Dreamweaver und GoLive. Mit „Design the responsive Web“ scheint Adobe große Schritte zu wagen. Gibt's als Software in der Creative Cloud. http://html.adobe.com/edge/reflow/

Brandcast

Ein relativ neuer Player, der das Design im Fokus hat aber Dinge wie Elementfluss und natürlich auch responsive Design berücksichtigt. Webflow und Squarespace nicht unähnlich aber mit einem anderen Schwerpunkt. brandcast.com

UPDATE - nähere Betrachtung

Wie auf's Stichwort hat sich das Smashing Mag etwas näher mit den größten der oben genannten Tools auseinandergesetzt. Zum Glück tatsächlich deutlich intensiver als in meinem bescheidenen Bookmarking hier, sonst würde ich zum Böses-denkenden Schelm werden. ;)

Autoren-Tools - HTML5, CSS und JS in Bewegung

Google Web Designer

Der Name ist derzeit noch ein wenig irreführend, weil es primär um die Erstellung von HTML5-Bannern im Stil geht, was früher durch Flash gelöst wurde. Ein Autorentool für die JS-Power von HTML5 also. Von Google. http://www.google.com/webdesigner/

Tridiv

Kein Website-Editor in dem Sinne, aber ein Tool, um das Potential von CSS' 3D-Funktionen freizusetzen. 3D-Modelling im Browser. The next big Thing? http://tridiv.com/

Radi

Ein Animationstool, mit Zeitleiste, Keyframes und alles, was man von dem großen, bösen, alten F kennt. Nur für HTML5. Nice. http://radiapp.com/

Hype 2.0

Phrasenalarm: Der Name ist Programm. Oder so ähnlich. Wieder ein HTML5-Animationstool, verhältnismäßig erschwinglich. http://tumult.com/hype/

Adobe Edge Animate

Flash ist tot, das wissen wir ja. Die Zeitleiste aber lebt, gerade für HTML5/JS-Animationen. Auch Adobe mischt dabei wieder mit: http://html.adobe.com/edge/animate/

GreenSock GSAP

HTML5-Animation, schnell, einfach, kompatibel - das zumindest verspricht der Herausgeber. Die Examples sprechen aber für sich. Alles auf Canvas-Basis versteht sich. http://greensock.com/gsap

So eine Linkschleuder

Macht aber nichts. Dafür werde ich versuchen, diese Liste einigermaßen up-to-date zu halten, so dass wir Webentwickler / -designer immer wieder aufs neue Erfahren dürfen, welche Tools uns versuchen den Rang abzulaufen. Und wer weiß - am Ende wird der Feind zum besten Freund.