Die fixe Idee mit dem fixen Header

Neulich fiel mir bei einem Kundengespräch wieder auf, dass ich gegen altbackene Vorstellungen von Websitelayout und -funktionalität zu sprechen habe - und ich fragte mich, wieso. Eine Theorie.

Der Header soll immer sichtbar sein?

Der Kopf der Seite, also der Header, soll in jedem Fall immer sichtbar sein, egal wie groß der Inhalt wird. Gescrollt werden soll nur der Bereich darunter. Alternativer Horrorwunsch: Der Inhaltsbereich soll dieser oder jener definierte Bereich (mitten in der Mitte des Viewports) sein und einen seperaten Scrollbalken bekommen. Auch schön: gescrollt werden darf nicht, bitte richten sie die Website so ein, dass der Inhalt immer passt.

Warum nicht den "room given" ausnutzen?

Es gibt hunderte Arten von Bildschirmgrößen, -auflösungen, -ausrichtungen, -zoomstufen. Keine Norm, kein Standardmaß. Der fest positionierte Header mag auf dem einen Bildschirm hübsch wirken, auf meinem Netbook hingegen sehe ich - beispielsweise - fast nur den Header und drei Zeilen des Contents. Immer. Selbst auf meinem 15,4'' Notebook muss ich auf und ab scrollen, um ein Hochkant-Bild in seiner vollen Schönheit zu erahnen.

Dem User vorzuschreiben, welche Dinge er sehen darf und welche nicht, ist unverschämt und obsolet. Denn wie der Nutzer unsere Website wahrnimmt oder wahrnehmen muss (man denke an Sehbehinderungen), ist uns völlig unbekannt. Daher ist es einfach guter Stil, eine so hohe Zugänglichkeit wie möglich zu gewährleisten. Und dazu gehört das Ausnutzen natürlicher Browsereigenschaften: normales Scrolling, Ausnutzung des Viewports - und übrigens auch so Sachen wie die Verfügbarkeit der Vor- und Zurück-Buttons (gerade bei Flashseiten so gut wie nie berücksichtigt).

Woher dieser Wunsch kommen könnte

Eine Analogie, die mir gerade in Bezug auf den fest positionierten Header aufgefallen ist, kommt aus der Textverarbeitung. Dort bleiben oberhalb unseres Inhaltsbereichs auch immer alle Werkzeugleisten und Menüs stehen. Denn das macht auch Sinn: wir müssen zu jedem Zeitpunkt in den Text eingreifen und ihn mit der Werkzeugleiste manipulieren können. Nicht auszudenken, wenn diese dann zwei Seiten weiter oben erst zu finden wäre.

Anders ist das aber bei Webseiten: Mein Kunde glaubt zwar, dass seine Navigation (im Header) an jeder Stelle der Webseite enorm wichtig ist. Die Erfahrung lehrt aber Gegenteiliges: eimal in den Content eingetaucht, stört sie regelrecht. Der User braucht sie nicht an jeder Stelle und überall. Er braucht sie an der richtigen Stelle. Zum Beispiel an Zwischenstationen, oder nach einem Inhaltsblock - und dann am besten Kontextbezogen.

Ich für meinen Teil halte sogar die obligatorischen "zurück nach oben"-Links für eine zweifelhafte Bevormundung. Wo ist überhaupt oben? Und warum sollte ich zurück wollen? Muss ich zurück, um weiter zu kommen?

Der User ist mündig, er/sie kann mit dem Browser, mit Navigation und mit Scrolling umgehen. Der Erfolgszug des Scrollrades an Mäusen spricht dafür.